Gute Beteiligungsprozesse in Kinder- und Jugendparlamenten
Methoden zur Beteiligung von
Kindern und Jugendlichen
Gute Beteiligungsprozesse machen Spaß und brauchen deshalb gute Methoden. Hier gibt es einige Methodentipps für Kinder- und Jugendparlamente. Eine Übersicht für viele Methoden zur Gruppenmoderation und mehr finden sich hier.
KONSULTATIVE JUGENDBEIRAETE IN STIFTUNGEN UND ORGANISATIONEN
Kinder- und Jugendbeiräte im Rahmen der konsultativen Beteiligung sind an Initiativen, Stiftungen, Behörden oder Organisationen angegliedert, an deren Arbeit sie mitwirken. Ihre Aufgabe ist es, die „Sicht der Jugend“ einzubringen und sich mit ihren Ideen, Meinungen und ihrem Engagement an den Themen der jeweiligen Organisation zu beteiligen. Die Themenbereiche sind dabei so vielfältig wie ihre Organisationen und beinhalten beispielsweise Themen wie Klima- und Umweltschutz, Demokratie, Kinderrechte, faire Chancen, Generationengerechtigkeit oder Antidiskriminierung.
KINDER- UND JUGENDBEIRAT ALS KLEINES PARLAMENT
Kinder- und Jugendbeiräte sind repräsentative Beteiligungsformen, die im Prinzip nach dem Muster von Kinder- und Jugendparlamenten organisiert sind. Sie unterscheiden sich dennoch deutlich davon: Die Mitgliederzahl ist sehr klein (z.B. fünf Mitglieder). Deshalb ist dieses Instrument einerseits für sehr kleine Gemeinden geeignet, bei denen ein echtes Kinder-und Jugendparlament überdimensioniert wäre und der realen Gesamtzahl der Kinder und Jugendlichen nicht angemessen wäre. Die kleine Form hat erhebliche Organisationsvorteile (weniger aufwändige Wahlen, oft vereinfachtes Delegationsprinzip, schlichte Sitzungorganisation, leichtere Nachwuchssuche, Kommunikation und Einladungen usw.).
KINDER- UND JUGENDFOREN
Ein Kinder- und Jugendforum ist eine offene, regelmäßig stattfindende Versammlung, in der Kinder und Jugendliche ihre eigenen Themen, ihre Kritik und Wünsche in ihrer Stadt oder ihrem Stadtteil vorbringen und bearbeiten können. Die Teilnahme steht allen Kindern und Jugendlichen offen und ist nicht an eine Wahl (wie z.B. bei den Jugendparlamenten) gebunden. Kinder- und Jugendforen können sowohl für den Stadtteil als auch für eine gesamte Stadt konzipiert sein.
KINDER- UND JUGENDPARLAMENTE
Kinder- und Jugendparlamente sind eine weitverbreitete Form der institutionalisierten Beteiligung. Kinder und Jugendliche werden von Gleichaltrigen für einen begrenzten Zeitraum als Vertreter*innen gewählt. Kinder- und Jugendparlamente sind also Interessenvertretungen von Kindern und Jugendlichen selbst und zählen zu den indirekten und repräsentativen Formen. Diese zeichnen sich durch Wahlen, geregelte Abhaltung von Sitzungen, Formalien und eine rechtliche Anbindung an die kommunalrechtlichen Strukturen aus. In Abgrenzung zu den offenen Formen ist bei den Kinder- und Jugendparlamenten immer nur eine Auswahl von Kindern und Jugendlichen unmittelbar beteiligt. Innerhalb dieser Form gibt es verschiedene Möglichkeiten der Umsetzung.
KINDERBÜRGERMEISTER UND KINDERBÜRGERMEISTERINNEN
Kinderbürgermeisterinnen und Kinderbürgermeister vertreten die Interessen der Kinder in ihrer Kommune oder ihrem Stadtteil. Sie werden nach erwachsenem Vorbild in einer geheimen Wahl gewählt. Ihre Amtszeit beträgt meist ein Jahr.
MODERATIONSMETHODE VIPP (VISUALISIERUNG IN PARTIZIPATIONSPROZESSEN)
Die Abkürzung VIPP steht für Visualisierung in Partizipationsprogrammen. Hierunter wird die regelgeleitete Gestaltung und Begleitung von Partizipationsprozessen von Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen mithilfe von Visualisierung verstanden. Die Methode VIPP – ursprünglich auch als Metaplan bezeichnet – bedient sich dabei verschiedener Materialien und Methoden, deren Anwendung ganz speziellen Regeln unterliegt.
OPEN SPACE
Open Space oder Open Space Technology wurde von Harrison Owen in den 80er Jahren begründet. Dies geschah aufgrund von negativen Erfahrungen in großen Konferenzen, letztlich aufgrund der Beobachtung, dass bei Tagungen oder Konferenzen häufig eher in den Kaffeepausen wichtige Informationen ausgetauscht werden, die oft genug den Wert der Inhalte der eigentlichen Arbeitsphasen übersteigen. Harrison Owen entwickelte dann eine Methode für große Gruppen, die die Effektivität von Veranstaltungen steigern sollte, indem er sie auf einige wenige Merkmale beschränkte: Selbstorganisation des Ablaufs durch die Teilnehmenden, Themen- und Nachrichtenwand, wenig Lenkung, kein offizieller Tagungsplan vorab, Offenheit für alle Themen der Teilnehmenden, Offenheit des Prozesses, Fokus auf den Selbststeuerungskräften der Gruppe.
SCHÜLERHAUSHALT
Der Schülerhaushalt ist ein Beteiligungsverfahren, bei dem alle Schüler*innen einer Schule Vorschläge zu Verbesserungen ihrer Schule einreichen können, über diese Vorschläge gemeinsam in einer Wahl abstimmen und ihre Favoriten mit der Kommunalverwaltung umsetzten. Zur Verfügung steht dafür ein vorher festgesetztes Budget, das durch die Kommune, die Schule oder Dritte bereitgestellt wird.
WORLD-CAFÉ
Das World Café ist eine Diskussions- und Austauschmethode im Großgruppen-Format. In einer lockeren Café-Atmosphäre kommen alle Personen einer großen Gruppe zu einem vorher festgelegten Thema, das für die Teilnehmenden von besonderer Relevanz ist, miteinander ins Gespräch. Unterschiedlichste Meinungen, Stimmungen, Ideen werden ausgetauscht und vernetzt. Es entstehen neue kreative Lösungen. Der Name Café ist eine Metapher für einen lockeren, offenen, dialogischen Austausch – Reden wie in einem Café. In mehreren Gesprächsrunden erzeugen lebendige, dialogische Gesprächs-Netzwerke Ergebnisse. Es geht um kollektives Lernen, um das Zuhören, das Weiterentwickeln und Verknüpfen von Ideen. Es geht um die Nutzung der Weisheit der Vielen, des kollektiven Wissens und der kollektiven Intelligenz der Vielen. Auf der Grundlage dieses Vorgehens kann am Ende des World-Cafésdie gemeinsame Weiterarbeit abgestimmt werden.
ZUKUNFTSWERKSTATT
Zukunftswerkstätten werden innerhalb und außerhalb von Organisationen, mit lokaler oder globaler Zielsetzung praktiziert. Sie werden als Instrument der innovativen und demokratischen Gestaltung der Gesellschaft eingesetzt. Zukunftswerkstätten bieten dabei den sonst nicht oder nur selten gefragten Bürgerinnen und Bürgern oder Mitgliedern von Organisationen die Möglichkeit, sie betreffende Probleme und Entwicklungen zu erkennen und vor allem eigene Lösungsvorschläge, kreative Vorstellungen und Alternativen für ihr Leben, ihre Umwelt, ihre Arbeit oder ihre Kommunen zu erarbeiten.