Kinderrechte in Deutschland
Engagement – Information – Vernetzung

14.10.2024

Aktuelle Umfrage des Deutschen Kinderhilfswerkes: Medienbildung in der Schule zum Umgang mit Künstlicher Intelligenz und beim Experimentieren mit neuen Techniken unzureichend

Kinder und Jugendliche sehen beim Erwerb wichtiger Medienkompetenzen in der Schule noch deutliche Defizite. So geben 63 Prozent der Schülerinnen und Schüler an, dass sie zu wenig über Chancen und Risiken im Umgang mit Künstlicher Intelligenz lernen. 55 Prozent sind der Ansicht, dass es in der Schule nicht genug Raum zum Experimentieren mit Technik und neuen Tools gibt. Der Schutz persönlicher Daten im Internet wird laut 52 Prozent der Befragten ebenfalls nicht ausreichend behandelt. Beim Thema gesunder und stressfreier Mediennutzung und der Vermeidung übermäßiger Mediennutzung ist das Meinungsbild gespalten. 49 Prozent meinen ausreichend darüber zu lernen, 49 Prozent sehen hier Defizite. 

Andere Bereiche werden von den Kindern und Jugendlichen durchaus positiver gesehen: Nach Einschätzung von 70 Prozent der Schülerinnen und Schüler lernen sie in der Schule ausreichend darüber, wie sie Informationen im Internet suchen und bewerten können. Etwas mehr als die Hälfte gibt an, dass ihnen in der Schule ausreichende Kenntnisse darüber vermittelt werden, was sie tun können, wenn sie online von Fremden belästigt (56 Prozent) oder im Internet gemobbt werden (55 Prozent). Dass sie ausreichend darüber lernen, wie sie mit Apps und Programmen selbst Medieninhalte erstellen können, und welche Inhalte sie kopieren und weiterverbreiten dürfen, meinen jeweils 53 Prozent.

Es zeigen sich insgesamt an vielen Stellen deutliche Unterschiede in den Bewertungen der Schülerinnen und Schüler in den Bundesländern, beispielsweise bei der Frage, wie sie mit Technik experimentieren und neue Tools ausprobieren können, so beim Programmieren, beim Bauen einfacher Roboter und beim 3D-Druck. 50 Prozent der Befragten in Bayern sowie jeweils 47 Prozent in Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz sind der Auffassung, dass sie in der Schule ausreichend darüber lernen, in Sachsen-Anhalt (33 Prozent) und Brandenburg (32 Prozent) sind es hingegen deutlich weniger. Bei der Medienbildung zum Umgang mit Künstlicher Intelligenz zeigen sich die Unterschiede vor allem zwischen verschiedenen Schulformen. So sagen lediglich 18 Prozent der Schülerinnen und Schüler in Grundschulen, dass sie in der Schule ausreichend darüber lernen, welche Chancen und Risiken Chancen Künstliche Intelligenz besitzt. Je älter die Schülerinnen und Schüler sind, desto häufiger gaben sie an, diesbezüglich ausreichend zu lernen. Während dies bei den 10- bis 11-Jährigen 22 Prozent und bei den 12- bis 14-Jährigen 34 Prozent sagen, sind es bei den 15- bis 17-Jährigen 45 Prozent.

"Es muss uns zu denken geben, wenn die Schülerinnen und Schüler Defizite in der schulischen Medienbildung erkennen, etwa bei den Themen Datenschutz und Mediensucht. Aufgrund der Bedeutung für die Entwicklungschancen, für die Gesundheit und die Demokratiefähigkeit unserer Kinder können wir vor den Herausforderungen in diesem Bereich nicht länger die Augen verschließen. Kinder und Jugendliche müssen in die Lage versetzt werden, Medien aktiv selbst zu gestalten, um damit eigene Ideen, Vorstellungen und Interessen zum Ausdruck zu bringen und die von ihnen konsumierten Medien kritisch zu hinterfragen. Das wird in Zeiten von Fake News, Desinformation und Propaganda im Internet immer wichtiger. Und Themen wie Künstliche Intelligenz und Big Data, maschinelles Lernen oder virtuelle Realitäten prägen den Alltag der jungen Generation schon heute. Auch hier müssen Schülerinnen und Schüler lernen, damit möglichst frühzeitig kompetent umgehen zu können", betont Holger Hofmann, Bundesgeschäftsführer des Deutschen Kinderhilfswerkes.

"Zudem braucht es möglichst frühzeitig Wissen darüber, welche Quellen und Akteure im Netz vertrauens- und glaubwürdig sind. Hier sind natürlich zuvorderst die Eltern in der Pflicht, die Mediennutzung ihrer Kinder aktiv zu begleiten. Aber auch unser Bildungswesen trägt eine Mitverantwortung, um junge Menschen für Risiken zu sensibilisieren und kindgerechte Informationsquellen aufzuzeigen. Für die notwendige Stärkung der Medienbildung in unseren Schulen braucht es auch mehr finanzielle und personelle Ressourcen, um schulische Konzepte in diesem Bereich voranzubringen und eine gute Zusammenarbeit mit außerschulischen Akteuren zu garantieren", so Hofmann weiter.

Die Umfrage, für die vom Sozial- und Politikforschungsinstituts Verian deutschlandweit 3.218 Kinder und Jugendliche im Alter von 10 bis 17 Jahren online unter Nutzung eines Access-Panels befragt wurden, ist Teil des 2. "Kinderrechte-Index" des Deutschen Kinderhilfswerkes. Den Index wird das Deutsche Kinderhilfswerk im nächsten Jahr veröffentlichen, die Umfrage geht als ein Teilaspekt in diese Studie ein. Beim Kinderrechte-Index wird der Stand der Umsetzung der UN-Kinderrechtskonvention in verschiedenen Lebensbereichen von Kindern und den damit verbundenen Politikfeldern in den deutschen Bundesländern gemessen und evaluiert. Weitere Informationen zum Kinderrechte-Index unter www.dkhw.de/kinderrechte-index und zur aktuellen Umfrage unter www.dkhw.de/kinderrechte-index-aktuell/medienbildung.

Weitere Informationen und Rückfragen: Uwe Kamp, Pressesprecher
Telefon: 030-308693-11
Mobil: 0160-6373155
Fax: 030-2795634
Mail: presse@dkhw.de
Internet: www.dkhw.de
Facebook: www.facebook.com/dkhw.de
Twitter: @DKHW_de
Instagram: deutscheskinderhilfswerk_e.v

Das Deutsche Kinderhilfswerk e.V. setzt sich seit 50 Jahren für die Rechte von Kindern in Deutschland ein. Die Überwindung von Kinderarmut und die Beteiligung von Kindern und Jugendlichen an allen sie betreffenden Angelegenheiten stehen im Mittelpunkt der Arbeit als Kinderrechtsorganisation. Der gemeinnützige Verein finanziert sich überwiegend aus privaten Spenden, dafür stehen seine Spendendosen an ca. 40.000 Standorten in Deutschland. Das Deutsche Kinderhilfswerk initiiert und unterstützt Maßnahmen und Projekte, die die Teilhabe von Kindern und Jugendlichen, unabhängig von deren Herkunft oder Aufenthaltsstatus, fördern. Die politische Lobbyarbeit wirkt auf die vollständige Umsetzung der UN-Kinderrechtskonvention in Deutschland hin, insbesondere im Bereich der Mitbestimmung von Kindern, ihren Interessen bei Gesetzgebungs- und Verwaltungsmaßnahmen sowie der Überwindung von Kinderarmut und gleichberechtigten gesellschaftlichen Teilhabe aller Kinder in Deutschland.