Kinder- und Jugendkonferenzen
Mehrstufiges, stadtteilorientiertes Verfahren in der Jugendhilfeplanung mit offenen Treffen zu einem bestimmten Anlass, bei denen Kinder und Jugendliche der Gemeinde ihre Kritik, Wünsche und Ideen einbringen
Planungsgruppe
Ein Beispiel für die Durchführung von Kinder- und Jugendkonferenzen aus Hildesheim, Thema: Beteiligung von Kindern und Jugendlichen an der Jugendhilfeplanung:
Im Rahmen der Jugendhilfeplanung in Hildesheim (113.000 Einw.) wurden in der Zeit von Mitte September bis Mitte November 1994 elf Stadtteilkonferenzen mit dem Ziel der unmittelbaren Beteiligung von Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen durchgeführt. Auf der Ebene des Stadtteils sollte somit ein erster Schritt in Richtung einer kontinuierlichen Beteiligung von Betroffenen an Planungsprozessen realisiert werden.
1. Kinderbeteiligung (5 bis 12jährige Kinder)
Am Nachmittag wurden Kinder aus dem jeweiligen Stadtteil in einem "Stationspiel" gebeten, ihren Stadtteil "kritisch unter die Lupe zu nehmen".
Ablauf der Kinderkonferenzen
Station 1: Auf einem Stadtteilplan wurden alle Spielmöglichkeiten für Kinder bestimmt und von ihnen bewertet. In einem Stadtteilführer wurden die Ausführungen der Kinder dokumentiert. Neben den Spielmöglichkeiten benannten die Kinder, an wen man sich bei Problemen und Schwierigkeiten wenden kann.
Station 2: Pantomimisch wurden Freizeitgewohnheiten und Aktivitäten durch die Kinder dargestellt.
Station 3: Die Kindergruppen konnten im Büro der Jugendamtsleiterin ihre Wünsche hinsichtlich der Verbesserung der Lebensbedingungen für Kinder im Stadtteil mitteilen.
Station 4: Mit Buttons und Luftballons konnten die Kindergruppen Werbung für ihre Gruppe machen.
Station 5: Alle Kindergruppen fassten ihre wesentlichen Forderungen vor einer Videokamera zusammen.
Beteiligte Erwachsene
An allen Kinderkonferenzen wirkten neben den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Jugendamtes und des ISA (Institut für soziale Arbeit e.V.) Personen aus dem jeweiligen Stadtteil mit (Lehrerinnen und Lehrer, den Kindern bekannte Personen aus Jugendhäusern, Jugendverbänden, Sportvereinen, Elterninitiativen, Kirchengemeinden usw.).
2. Stadtteilkonferenzen mit älteren Jugendlichen und Erwachsenen
In jeweils zweistündigen Diskussionen (am Abend) wurden Problemlagen im Stadtteil aus der Sicht von Kindern, Jugendlichen, Eltern, interessierten Anwohnerinnen und Anwohnern, Lehrerinnen und Lehrern dargestellt. Den ehren- und hauptamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Jugendhilfe, der Jugendamtsleiterin und dem Sozialdezernenten sowie den Mitgliedern aus Ortsräten, Jugendhilfeausschuss und Rat kam zunächst die Rolle der Zuhörenden zu. Erst nachdem die "Betroffenen" differenziert ihre Wünsche, Anregungen und Interessen darstellen konnten, wurde die Umsetzbarkeit der Forderungen diskutiert.
Ablauf der Konferenzen:
Nach der Begrüßung durch den Dezernenten und einer Vorstellungsrunde der Anwesenden wurden Informationen zum Anlass der Stadtteilkonferenzen gegeben. Anhand von zwei Wandzeitungen wurden die Anwesenden über Leistungsbereiche des Kinder- und Jugendhilfegesetzes, das Anliegen und den aktuellen Stand der Jugendhilfeplanung in Hildesheim informiert. Die wesentliche Wünsche und Anregungen der Kinder aus dem Stadtteil wurden dargestellt. Anschließend gestaltete sich die Diskussion nach folgenden "Spielregeln":
- externe Gesprächsleitung durch das ISA Münster.
- Sammlung aller Problemlagen im Stadtteil aus der Sicht von Jugendlichen, Eltern, Anwohnern ohne eine unmittelbare Bewertung der geäußerten Forderungen
- Ergänzungen durch Jugendhilfefachkräfte, Trägervertretungen, Lehrkräften des Stadtteils
- Aufgreifen aller Forderungen durch den Sozialdezernenten und gemeinsame Diskussion zur Realisierbarkeit und Umsetzbarkeit der Wünsche
Durch die Verwaltung des Jugendamtes wurde jeweils darauf hingewiesen, dass im Rahmen der Jugendhilfeplanung der Handlungsbedarf, der auf den Konferenzen benannt worden war, in die Arbeit der Planungsgruppen und der Arbeitsgemeinschaften einfließen werde.
- Für welche Situationen geeignet?
a) gut geeignet, wenn Kinder und Jugendliche, aber auch Erwachsene an der Jugendhilfeplanung beteiligt werden sollen
b) gut geeignet, um ein vernetztes Handeln in der Gemeinde zu fördern.
- Vorteile: stadtteilbezogen
- Nachteile: keine ständige Einrichtung.
keine
keine
keine Angaben
kein Beispiel vorhanden