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Hausversammlung

Kurzbeschreibung:

In Einrichtungen der Kinder- und Jugendarbeit einsetzbares Beteiligungsverfahren. In regelmäßigen Versammlungen werden aktuelle Fragestellungen diskutiert und schließlich Entscheidungen von allen gemeinsam nach basisdemokratischen Prinzipien gefällt.

Methodentyp:
Spezifische Partizipationsmethode
Altersgruppe:
8 - 21
Gruppengröße:
10 - 60
Dauer:
ca. 2 Stunden
Anzahl Personal:
1
Personal:
Moderator/in
Benötogtes Material:
je nach Durchführung
Meterialbedarf:
mittlerer
Durchführung:

Die Beteiligungsmethode "Hausversammlung" findet in Einrichtungen der Kinder- und Jugendarbeit Anwendung. Sie ist eine Beteiligungsform, die von der Mitbestimmung bis zur Selbstverwaltung reichen kann. Sie stellt hohe Ansprüche an alle Beteiligten und erfordert ein hohes Maß an demokratischer Kultur, Gemeinschaftssinn, Selbstvertretungsfähigkeit, Kompromiss- und Aushandlungsfähigkeiten. Sie legt im Idealfall alle Entscheidungsgewalt in die Hände der Betroffenen.

Grundsätzliches:

Garant für das Gelingen der Beteiligungsform "Hausversammlung" sind Konventionen, die für alle verbindlich gelten und in Form von Regeln, Statuten, Geschäftordnungen o.ä. das Fundament bilden, auf dem gemeinsames Handeln erst möglich wird.

Dazu gehören beispielsweise Vereinbarungen zu ...

- Terminen der Hausversammlung und die Praxis der Einberufung (regelmäßige Sitzungen, "Not-Sitzungen" bei drängenden Problemen),

- Themenfindung, Sammlung, Vorbereitung und Einbringung,

- einer (verbindlichen) Tagesordnung,

- Fristen zur Bekanntmachung der Tagesordnung,

- einer Geschäftsordnung, die das Vorgehen während der Hausversammlung regelt,

- Gesprächsregeln (Festlegung der Redezeiten, Unterbrechungen, Sanktionen bei Beleidigungen usw.)

- Verfahren der Antragstellung und Beschlussfassung

- Abstimmungsverfahren

- zur Gesprächsleitung

- zu Verantwortlichkeiten

u.v.a.m.

Diese Regeln, bzw. Vereinbarungen, sollten immer verhandel- und änderbar sein. Dazu sollten regelmäßige Reflexionsprozesse initiiert werden.

Achtung: Gestaltung, Abläufe, Regeln und konkrete Verfahren usw. müssen der jeweiligen Altersgruppe angepasst sein.

1. Hausversammlungen müssen gründlich vorbereitet werden. Dies beginnt bei der Themensammlung. Dazu eigenen sich beispielsweise "Schwarze Bretter oder "Wunsch- und Meckerkästen", die an zentralen Stellen aufgehängt werden und für alle zugänglich sind.

In vorbereitenden Sitzungen müssen die Vorschläge ausgewertet und mit den Vorschlagenden und Betroffenen konkretisiert werden. Dazu werden Informationen gesammelt, Rahmenbedingungen geklärt, Lösungsvorschläge entworfen und Entscheidungsalternativen ausgearbeitet. Die Ergebnisse der Vorbereitungstreffen werden rechtzeitig vor der Hausversammlung öffentlich gemacht, damit alle Beteiligten in der Einrichtung Gelegenheit haben, sich zu informieren und eine Meinung zu bilden.

Aufgabe der Vorbereitungsgruppe ist es schließlich, einen Vorschlag zur Tagesordnung zu machen.

2. Die Hausversammlung wird in der Regel unter einem Vorsitz geführt. Die Rolle und Kompetenz der Leitung ist festgelegt. Ebenso alle weitere Verfahren, wie Themenvorstellung, und Diskussion, Antragsstellung, Antragsbegründung, Antragswiderspruch, Formulierung der Entscheidungsalternativen, Reihenfolge der Abstimmung von Entscheidungsalternativen, Entscheidungs- und Abstimmungsverfahren usw. Der Ablauf von Hausversammlungen im einzelnen kann variieren. In der Regel werden nach den formalen Teilen der Tagesordnung die vorbereiteten Themen erläutert und Lösungsvorschläge vor- und zur Diskussion gestellt. Nach erfolgter Diskussion werden die zur Abstimmung stehenden Entscheidungsalternativen formuliert (Sie sollten kurz gefasst sein und schriftlich vorliegen). Schließlich erfolgt die Abstimmung nach festgelegten Verfahren.

Gefasste Beschlüsse werden protokolliert und öffentlich gemacht.

Wie bereits erwähnt, sollte, wie bei fast allen basisdemokratischen Verfahren, immer ein Reflexionsprozess initiiert werden. Ist alles gut gelaufen? Was ist schief gelaufen? Was können wir besser machen? Konventionen dürfen niemals in Stein gemeißelt sein, sie müssen immer Anpassungen nach den Erfordernissen derSituation und Gruppe unterzogen werden, wenn sie nicht zum Selbstzweck oder zur einer den demokratischen Prozess hemmenden oder gar karikierenden Routine verkommen sollen.

Hinweise zur Durchführung:

- Basis-demokratische Versammlungsformen wie die Hausversammlung erfordern viel soziale Kompetenz von jedem Einzelnen und von der Gruppe. Sie geben jedem das Recht Verantwortung zu übernehmen, gleichberechtigt auf Entscheidungen Einfluss zu nehmen und diese zu fällen. Mit diesem Recht gehen aber auch die Pflichten der Verantwortung einher. Ziel ist immer Konsens, dem sich jeder verpflichtet fühlen muss.

- Dieses Verfahren kann mit hohen Risiken verbunden sein. Denn ein Missbrauch ist nicht auszuschließen, wenn soziale Kompetenz und Diskursbereitschaft fehlen. Hier gilt die alte Weisheit, dass Demokratie nicht nur gute demokratische Verfahren braucht, sondern dass Demokratie vor allem gute Demokraten braucht. Gruppen sollten an diesen hohen Grad der Selbstbestimmung und Selbstverwaltung herangeführt werden und Zeit haben, Erfahrungen zu sammeln und das demokratische Miteinander aushandeln zu können.

- Für Gruppen, die über keinerlei Erfahrung mit Beteiligung verfügen, ist diese Methode nicht geeignet

Pädagogische Hinweise:

- Ein solch hoher Grad der Mitbestimmung und Selbstverwaltung, wie sie die Hausversammlung im Idealfall impliziert, fördert die Verantwortungsübernahme und trägt zu einer hohen Identifikation mit der Gruppe und der Einrichtung bei.

- Dieses Verfahren zeigt den Beteiligten gleichermaßen die Macht und die Einflussmöglichkeiten jedes Einzelnen auf. Aber durch den Zwang, zu einer konsensuellen Lösung zu kommen, werden zugleich die Grenzen der Macht in der Gruppe deutlich.

- Beim Zusammenstoß kontroverser Meinungen und Positionen geht es oft rauh zu, die Auseinandersetzung steht auf der Kippe und droht ins Chaos abzurutschen. Diese Phasen sind für manche Teilnehmerinnen und Teilnehmer schwer zu ertragen und enden in Frustration. Hier ist oft eine ermutigende, pädagogische Intervention notwendig.

Varianten:

keine

Sonstiges:

keine Angaben