Kinderrechte in Deutschland
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Kinderstadt(teil)pläne

Kurzbeschreibung:

Kinder erforschen und beschreiben ihr Lebensumfeld, benennen wichtige Institutionen, Orte, an denen sie sich gerne aufhalten und gute Spielmöglichkeiten. Die Informationen werden in einem Stadtplan verzeichnet. Mit Tipps und Infos versehen wird er als Kinderstadtplan veröffentlicht.

Methodentyp:
Spezifische Partizipationsmethode
Altersgruppe:
4 - 14
Gruppengröße:
10 - 50
Dauer:
langfristige Projektlaufzeit
Personal:
siehe Verlauf / Beschreibung
Benötogtes Material:
je nach Durchführung
Meterialbedarf:
hoch
Durchführung:

Die Lebenswelt der Kinder - gerade im großstädtischen Raum - verändert sich. Zunehmende Bebauung , Ausbau der Verkehrswege verbunden mit höherem Verkehrsaufkommen, zunehmende Verschmutzung u.a. führen zu einer Situation, in der Kinder immer weniger Frei-, Spiel- und Gestaltungsräume zur Verfügung stehen.

Allgemeines zur Funktion von Kinderstadtplänen:

Inzwischen wird vielerorts versucht, solchen Entwicklungen entgegenzuwirken und (städtische) Lebensräume kinderfreundlicher zu machen. Dabei werden verschiedene Wege eingeschlagen. Einer dieser Wege ist die Einbeziehung und Beteiligung der betroffenen Kinder in Stadt- und Raumplanung.

Kinderstadtpläne stellen hier einen guten Ansatz dar. Zunächst geht es hierbei um eine Bestandsaufnahme und Zustands-Analyse. Dabei spielen beispielsweise folgende Fragen eine Rolle: Was bietet die Stadt den Kindern? Welche Sport-, Spiel- und Freizeitmöglichkeiten gibt es? Wo sind beliebte Treffpunkte? An welchen Orten halten sich Kinder gerne auf und warum? Welche Orte meiden sie? Gibt es gefährliche Plätze und Wege? Was ist spannend in der Stadt? Wo kann man Abenteuer erleben? usw.

Es sind die Kinder, die diese Fragen beantworten. Als "Forscher" durchstreifen sie ihren Lebensraum und sammeln Informationen. Sie fotografieren, sie beschreiben, malen, interviewen usw. Dabei setzen sie sich als "Experten in eigener Sache" mit ihrer Lebensumwelt auseinander, sie beurteilen und bewerten, loben und kritisieren. Zum einen entsteht so ein Bild von der spezifischen Wahrnehmung der Kinder. Zum anderen aber lernen die Kinder ihren Stadtteil besser und intensiver kennen, was oft eine größere Identifikation mit dem Stadtteil hervorruft und sie motiviert, Veränderungsprozesse zu initiieren.

Die gesammelten Informationen als Ansammlung von Lob, Kritik, Forderungen und Verbesserungsvorschlägen stellen eine ausgezeichnete Basis für den stadtplanerischen Diskussionsprozess dar. So wird über die Bestandsaufnahme hinaus der Blick auf Veränderung, Verbesserung und Innovation gerichtet.

Letztlich sind Kinderstadtpläne Informationsquellen von Kindern für Kinder. Kinder helfen so anderen Kinder sich besser in der Stadt zurecht zu finden, sich zu orientieren und Angebote besser zu nutzen, was zu einer Verbesserung der Lebenssituation beiträgt.

Zum Aufbau von Kinderstadtplänen:

Kinderstadt(teil)pläne sind räumlich begrenzt auf den Aktionsraum bzw. Lebensraum der Zielgruppe. Sie verzichten meist auf die in herkömmlichen Stadtplänen üblichen Details und beschränken sich auf für die Kinder relevante Informationen. In ihrer Gestaltung sind sie bunt und ansprechend. Auf eine übermäßige Verwendung von Schrift wird verzichtet. Es werden anschauliche und selbsterklärende Symbole verwendet, die zusätzlich in einer Legende erklärt werden.

Kinderstadtpläne bestehen in der Regel aus:

a) einem faltbaren Kinderstadtplan mit Straßennetz und relevanten Orten und Einrichtungen.

b) Informationen und Tipps zu besonderen (Spiel-)Orten, Freizeitangeboten, Sehenswürdigkeiten usw. Diese finden sich entweder auf der Rückseite des Plans, wie es bei touristischen Plänen und Freizeitkarten der Fall ist oder in einem zusätzlichen Begleitheft, das zum Teil einen beträchtlichen Umfang erreichen kann.

c) einem "Blankoexemplar" des Stadtplans. Hier handelt es sich um ein verkleinertes Schwarz-Weiß-Exemplar des Kinderstadtplans, in dem eigene Geheimtipps oder die wichtigsten Orte individuell von den Kindern eingetragen werden können (zu finden beispielsweise im Münchner Kinderstadtplan - Neuhausen).

Allgemeines zur Umsetzung/ Durchführung:

Das Projekt Kinderstadtplan ist in seiner Durchführung sehr aufwändig. In der Regel muss mit einem Realisierungszeitraum von ein bis zwei Jahren gerechnet werden. Der hohe logistische, finanzielle und personelle Aufwand ist kaum von einer einzelnen Einrichtung zu leisten. Meist handelt es sich um ein Kooperationsprojekt verschiedener Organisationen und Einrichtungen.

Die Umsetzung eines Projekts Kinderstadtplan lässt sich grob in 6 Phasen unterteilen (Es handelt sich hier lediglich um ein Modell - andere Realisierungen sind denkbar):

1) Projektplanung: Zunächst muss das Projekt konzipiert werden. Dazu gehört u.a. die Erstellung eines Ablauf- und Zeitplans, die Finanzplanung (z.B. öffentliche Gelder, Sponsoring, Verkauf usw.), Festlegung der notwendigen personellen Ressourcen und das Suchen von Mitarbeitern. Das Gebiet, für den der Kinderstadtplan erstellt werden soll, muss genau begrenzt sein. Bereits in dieser Phase sollten wichtige Infrastrukturdaten, wie Adressen von Schulen, Freizeiteinrichtungen usw., gesammelt werden.

2. Aktionsplanung und -vorbereitung: Die wichtigste Grundlage für den Kinderstadtplan sind Daten, die die betroffenen Kinder sammeln. Dies geschieht in Forscheraktionen, die gründlich geplant werden müssen. Welche Kinder werden angesprochen? Werden Genehmigungen benötigt? Wo finden die Aktionen statt? Wie ist die methodische Vorgehensweise? Welches Material wird benötigt? Wer übernimmt welche Aufgaben? Für die Aktionen werden Forscheraufträge benötigt. Um diese erstellen zu können, ist es notwendig, eine eigene Recherche anzustellen und mögliche Themen zu suchen. Besonders wichtig ist die Erstellung der Arbeitsgrundlage: ein Stadtplan, der den zu untersuchenden Bereich umfasst. Solche Pläne erhält man z.B. im Vermessungsamt. Es ist auch möglich, herkömmliche Stadtpläne auf Folie zu kopieren, sie auf ein Plakat zu projizieren und zu übertragen.

Schließlich müssen die Aktionen angekündigt und beworben werden. Kontakte mit Einrichtungen, in denen Kinder erreichbar sind, werden hergestellt, Pressemitteilungen ausgegeben und Plakate angefertigt und ausgehängt.

3. Durchführen der Aktionen:

Wie oft Aktionen durchgeführt werden, ob sie einmalig oder regelmäßig durchgeführt werden, ist abhängig von den spezifischen Faktoren vor Ort (Zielgruppengröße, finanzieller und zeitlicher Spielraum usw.). Die Art der Gestaltung sollte spielerisch, lebendig und spannend sein. Den Kindern soll die Bedeutung ihrer Arbeit bewusst werden. Sie müssen sich ernstgenommen fühlen. Es ist wichtig, die Adressen der Kinder, die mitgearbeitet haben, zu erfassen, damit evtl. nachgefragt werden kann und die "Macher" zur Präsentation eingeladen werden können.

4. Nachbereitung und redaktionelle Arbeit: Die Bearbeitung, das Zusammenfassen, evtl. Nachrecherche, Sichtung und Entwicklung von Fotos, das Erstellen von Texten für den Info-Teil bzw. das Begleitheft usw. ist zeitaufwendig. Es sollte möglichst direkt und schnell nach den Aktionen erfolgen, denn dann sind die Eindrücke noch frisch. Hier sollten bereits Grafiker und Layouter einbezogen werden, sofern solche beauftragt sind.

Gerade im Hinblick auf die Präsentation wäre es hier denkbar, eine Ausstellung mit verwendetem und nicht verwendetem Material (Modelle, Bilder von den Aktionen) zusammenzustellen.

5. Gestaltung, Satz, Layout und Druck: In der Regel sollte die graphische Überarbeitung von professionellen Kräften übernommen werden. Zu diesen sollte ein enger Kontakt herrschen, damit Fehler vermieden werden. Mehrere Korrekturen sind meist notwendig. Personen, die sich im Stadtteil auskennen und an den Aktionen beteiligt waren, sollten ein wachsames Auge auf den Plan werfen.

6. Öffentliche Präsentation und Verkauf: Im Mittelpunkt stehen natürlich die Kinder, die mitgewirkt haben. Sie werden rechtzeitig eingeladen. Dazu werden die lokale Presse und Personen des "öffentlichen" Lebens eingeladen. Hier empfiehlt es sich, ein bis zwei Tage vor dem Präsentationstermin telefonisch zu erinnern.

Schließlich wird der Stadtplan seinem eigentlichem Zweck zugeführt: Er wird verkauft und damit unter die Leute gebracht. Örtliche Buchläden, aber auch Schulen, Stadtteileinrichtungen usw. zeigen meist reges Interesse.

Zur Umsetzung von Kinderstadtplanprojekten gibt es ein Werkstattbuch, das viele Tipps und methodische Hinweise bietet. Darüber hinaus finden sich zahlreiche Beispiele für Forscheraufträge und Checklisten:

Spiellandschaft Stadt e.V. - Kinderinformationsladen (Hrsg.): Werkstattbuch 2 - Kinder-Stadtteil-Pläne - "Tips, Themen und Taten rund um Kinderstadtpläne". München 1996

Herausgeber und Bezugsadresse:

Spiellandschaft Stadt e.V.

Kinderinformationsladen

Albrechtstr. 37

80636 München

Tel./Fax.: 089/18 33 35

Zusätzlich empfehlen wir eine Suche in der Kinderpolitischen Landkarte unter dem Stichwort "Kinderstadtplan". Hier finden sich zahlreiche Adressen zu Kinderstadtplan-Projekten.

Hinweise zur Durchführung:

- Es gibt inzwischen auch Beispiele für die Erstellung von Kinderstadtpläne von und mit Kindergartenkinder. Hier ist allerdings zu bedenken, dass sowohl bei der Erstellung als auch bei der Benutzung die Rolle der Erwachsenen sehr groß ist .

- Entwicklungspsychologisch können Kinder ab der 3. / 4. Klasse Karten lesen

Pädagogische Hinweise:

keine

Varianten:

keine

Sonstiges:

keine Angaben