Kurzübersicht
„Wir sind die Marzahner Kiezdetektive. Wir suchen und finden mit Lupe und Fotoapparat die besten, coolsten und spannendsten Plätze, Orte und Ecken in unseren Wohngebieten. Verkehrsrowdys, Umweltsünder und meckernde Erwachsene spüren wir auf und machen sie dingfest. Alles, was wir erkunden, wird gnadenlos veröffentlicht und kommt den Politikern auf den Tisch – damit sie wissen, was los ist! Weil wir für uns einen kinderfreundlichen Bezirk wollen!“
So warben die Marzahner Kiezdetektive für sich und für neue Nachwuchsdetektive. Ein Projekt, bei dem 8- bis 14-Jährige die Chance haben, sich den vor der Haustür liegenden Lebensraum zu erschließen, sich ihre Lebenswelt aktiv anzueignen und ein Stück weit mitzugestalten. Ihre Anliegen, Wünsche und Bedürfnisse können öffentlich gemacht werden, Erwachsene zu mehr Akzeptanz, Toleranz und Verständnis animiert, die Interessen von Kindern und ihre Rechte mit Leben gefüllt werden. Die Methode der Kiezdetektive ist sehr kindgemäß, eine Art Stadtforscherspiel: Hier wird positive Lebens- und Alltagsqualität aufgespürt – und in einer Schatztruhe gut dokumentiert. Die negativen Seiten des Kiezes kommen in den Kritiksack. Beides – Schatztruhe und Kritiksack – werden auf einer Kinderversammlung Öffentlichkeit und Politik präsentiert und gemeinsam nach Verbesserungsmöglichkeiten gesucht. Nachtreffen sichern Kontinuität und Nachhaltigkeit.
Was wiegt schwerer? Schatzkiste oder Kritiksack? – Das kommt ganz auf die Route der Kiezdetektive an! Denn die ist jedes Mal anders. Stück für Stück wird so der ganze Stadtbezirk durchkämmt, der immerhin fast 300.000 Einwohner zählt.
Beides – Kiezdetektive und Kinderversammlungen – sind also keine einmaligen Angelegenheiten, sondern ein kontinuierliches Beteiligungsangebot des Marzahner Kinder- und Jugendbüros, das seit der Bezirksfusion 2001 auch für Hellersdorf zuständig ist. Die Tatsache, dass dieses Beteiligungsangebot seit mehr als sieben Jahren existiert, hat inzwischen eine Kultur der Beteiligung in diesem Berliner Stadtbezirk wachsen lassen. Anfänglich skeptische erwachsene Entscheivdungsträger haben zusammen mit den Kindern und den beiden Mitarbeiterinnen des Marzahner Kinder- und Jugendbüros einen Lernprozess in Sachen Demokratie durchgemacht. „Gelernt habe ich von Kindern, sich verständlich auszudrücken. Kinder sind in positiver Hinsicht hemmungslos und ehrlich“, bewundert beispielsweise Stadtrat Winfried Nünthel seine jungen Kolleginnen und Kollegen. Und Jugendamtsdirektorin Rita Jahn fügt lobend hinzu: „Mir gefällt ungeheuer die Respektlosigkeit im positiven Sinne und das Selbstbewusstsein von Kindern. Dass sie sich sachkundig äußern können, egal, wer vor ihnen steht. Lernen kann man von Kindern auch Spontaneität als eine besondere Triebkraft“.
Und die Kinder? „Ein bisschen erstaunt waren wir schon, dass ein Politiker (gemeint ist der ehemalige Bürgermeister Harald Buttler) sich so viel Zeit für die Meckereien der Kinder nimmt!“ Oder: „Stark war, dass die Erwachsenen sich wirklich an die Spielregeln gehalten haben und die Klappe halten, wenn ihre Redezeit zu Ende ist“. Und das ist nach genau fünf Minuten der Fall – ohne Ausnahme.
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