Kurzübersicht
Die folgende Erörterung der Knackpunkte, also der Problem- und Gefahrenpotenziale bzw. möglicher Chancenzonen (Lösungsansätze und Forderungen) bezieht sich auf vielfältige Praxisprojekte im Rahmen von Beteiligungsspiralen mit dem Verfahren „Planen mit Phantasie“ z. B. in Schleswig-Holstein, Niedersachsen und Mecklenburg-Vorpommern und auf die jahrelange Auseinandersetzung mit der anstehenden Fragestellung in den Projekten des Deutschen Kinderhilfswerkes.
Schwierigkeiten beim genaueren Analysieren von Partizipationsangeboten entstehen regelmäßig dadurch, dass Partizipationsprojekte und -modelle ...
- prozessorientiert sind
- im Allgemeinen nicht so sehr von personenunabhängigen (stabilen und dauerhaften) Strukturen gekennzeichnet sind
- manchmal von Besonderheiten der (partei-)politischen Konstellation vor Ort abhängen
- durch eine hohe Fluktuation geprägt sind
- oftmals die Arbeit einstellen, wenn ein konkretes Ziel erreicht ist
Dennoch lassen sich die bisherigen Erfahrungen recht gut bündeln, verallgemeinern und schrittweise erörtern, z. B. in Form von Knackpunkten (Problem- und Gefahrenpotenzialen) wie:
- die Erwachsenen als Problem (z. B. Dominanz von Erwachsenen)
- Scheinbeteiligung und mangelnder Ernstcharakter
- Vernachlässigung der Kinder und Jugendlichen als Träger eigener Rechte
- Überforderung durch Partizipation
- Unterforderung: Kindern und Jugendlichen zu wenig zutrauen
- mangelndes Interesse bei Kindern und Jugendlichen
- mangelnde Qualifikation und Information der Kinder und Jugendlichen
- zu spät einsetzende Partizipationsangebote
- soziale Selektivität und mangelnde Repräsentativität von Beteiligungsverfahren
- Instrumentalisierung von Kindern und Jugendlichen
- fehlende Vernetzung
- unklare Beteiligungsstandards und Qualitätskriterien
Solche „Knackpunkte“ (Probleme – Konflikte – Reibungsverluste – Grenzen) werden im Folgenden nicht immer exakt unterschieden in erstens grundsätzliche und strukturelle – sozusagen dem Partizipationsthema inhärente – Aspekte und zweitens aktuelle, also solche, die sich aus der den derzeitigen Umständen ergeben. Das lässt sich im Einzelfall schwer trennen. Es geht im Folgenden vor allem um die wichtigsten Probleme, Übergänge und Nahtstellen zwischen den sozialen Systemen im Bereich Partizipation im Sinne einer Zwischenbilanz. Dazu werden Beobachtungen, Erfahrungen, Behauptungen und Thesen formuliert. Anschließend werden dann jeweils erste Lösungsansätze und Forderungen skizziert. Probleme, Lösungen und Forderungen bilden – neben den Zielen (auf der Ebene der Mittlerziele) die Basis für die spätere, im 2. Band vorgenommene Ableitung von Kriterien für gute Partizipationsqualität, die sich hier aber schon indirekt andeuten. Diese zusammengefassten und gebündelten Kriterien werden dann später die Konstruktion von Standards für die Partizipation von Kindern und Jugendlichen erlauben, die auch im Sinne von Prüfsteinen für gute Partizipation verwendet werden können.
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